Wenn die Seele zu kurz kommt

Endschleunigen: mehr erreichen!

Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme hat sich in Deutschland innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt (siehe Artikel in der ZEIT vom 26. März 2019).

Klingt dramatisch, ist es auch. Zum einen, weil Menschen mit psychomentalen Belastungen immer noch häufig stigmatisiert werden, weil es viel zu wenig Therapieplätze gibt und sie tatsächlich häufig über lange Zeit ausfallen, manch eine/r kehrt nie wieder in die ursprüngliche Leistungskraft zurück. Das kostet. Nicht nur Geld. Sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen, oft auch ihrer Angehörigen. Manchmal kostet es die gesamte Existenz.

Es sind auch diejenigen betroffen, die nicht von Krankheit betroffen sind.

Zum anderen, weil durch die Ausfalltage auch diejenigen Kollegen betroffen sind, die für den kranken Beschäftigten einspringen, und oft über Wochen und Monate hinweg die zusätzliche Arbeit mit übernehmen müssen, ohne dass Aushilfe oder zusätzliche Unterstützung ins Team kommt. Ich kenne etliche Fälle, in denen 3 von 10 Teammitgliedern langzeitkrank sind (alternative Zahlenbeispiele aus meiner jüngeren Praxis: 3 von 8, 2 von 5). Wenn bei diesen oft monatelangen Ausfällen keine zusätzlichen Personalressourcen mobilisiert werden, werden die Verbleibenden auch bald krank. Oder sie kündigen.

Es gibt weder Täter noch Opfer

Der Argumentation der Linken im oben genannten Artikel – es handele sich um Staatsversagen – folge ich dennoch nicht. Denn im Prinzip hat der Gesetzgeber einen ordentlichen Rahmen gesetzt. Ich sehe die Problematik darin, dass wir es innerhalb des Rahmens mit einer Gemengelage zu tun haben, in der sämtliche Beteiligten miteinander verstrickt sind. Hier einseitig den Arbeitgebern „Schuld“ anzulasten, halte ich für genauso verkehrt, wie die Arbeitnehmer als „arme Opfer“ zu betrachten.

Denn was nützt staatliche Kontrolle z.B. zum Arbeitszeitgesetz, wenn Überstunden gemacht, aber von Beschäftigten nicht erfasst werden. Wo nichts dokumentiert ist, kann man auch nichts nachweisen.

Wie will man dem psychischen Druck beikommen, der seitens der Führungskräfte und Personaler ausgeübt wird, um Beschäftigte von sich aus zur Kündigung zu bewegen. Ich habe gerade wieder so einen Fall im Coaching.

Der Staat muss vor der eigenen Tür kehren

Der Staat bekommt doch die Problematik nicht einmal in der eigenen Verwaltung in den Griff: so manch ein Beschäftigter im öffentlichen Dienst oder als Beamter neigt bei jeder Kritik und ungeliebten Arbeitsanordnung dazu, umgehend krank zu Hause bleiben. Um ein weiteres Zahlenbeispiel zu nennen: die Quote der Langzeitkranken bei einem meiner Kunden in diesem Sektor: 25% = ca. 50 von 200 Mitarbeitern.

Expertise ist gefragt

Nach meiner Meinung braucht es für die Entwicklung gesunder – und damit produktiver – Arbeits- und Führungsstile neben einer kontinuierlichen Supervision der Führungskräfte auch begleitende Teamcoachings. Hier müssen alle Beteiligten an sich selbst arbeiten und anders als bisher miteinander zusammenarbeiten. 

Beratungen durch betriebsblinde interne Kollegen*innen sind hier kontraproduktiv. Vielmehr braucht es fachkundige externe Experten … Supervisoren, Coaches, die zusätzlich über fundierte Qualifikationen im Bereich Kommunikation, Moderation sowie Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung verfügen. 

Denn bei aller Menschenwürdigen Arbeit darf nicht vergessen werden: der Laden soll ja noch weiterlaufen. Es gilt beides unter einen Hut bzw. auf einen Nenner zu bringen. Es erfordert spezielle Expertise und Fingerspitzengefühl, um in der betrieblichen Praxis zu wirksamen und nachhaltigen Veränderungen zu kommen.

Wer solche Expertise sucht: hier bin ich!

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