FLOW – Leben wie ein Fisch im Wasser

Gehören Sie zu denjenigen, denen es schwer fällt, Druck aus der Arbeit zu nehmen? Glauben Sie, dass ein exzellentes Ergebnis immer mit extremer Anstrengung verbunden sein muss? Den Glaubenssatz „Arbeit muss weh tun“ haben erstaunlich viele Menschen verinnerlicht. Ich weiß, dass es sich leicht wie ein Fisch im Wasser arbeiten lässt! Hier verrate ich Ihnen, welches Erlebnis mich auf die Spur zu mehr Lebensqualität brachte:

Die Eröffnung des neuen Hallenbades in meinem Stadtteil erinnerte mich an meine alte Leidenschaft: das Schwimmen. 30 Jahre zuvor war ich als Teenager regelmäßig zum Training ins Wasser gestiegen. Damals liebte ich die 1.000m-Strecke und das technisch herausfordernde Brustschwimmen. Als der Trainer jedoch eine reine Wettkampfschwimmerin aus mir machen wollte, stieg ich aus: der verschärfte Trainingsplan nahm mir die Freude daran, in meinem eigenen Rhythmus durch das Wasser zu gleiten. 

In den Folgejahren schwamm ich nur im Urlaub, und dann zumeist ohne Plan und Ziel, am liebsten im offenen Meer.

Nun aber, mit dem Schwimmbad direkt vor meiner Haustür, zog mich meine alte Liebe wieder ins Wasser. Bevor ich eintauchte, warf ich einen obligatorischen Blick auf die Uhr, die im Schwimmbad an der Wand hing. Ich hatte keinen besonderen Plan für die nächsten Minuten. Doch dachte ich mir, einmal wieder die alte Trainingsstrecke zu schwimmen, um herauszufinden, wie sich das anfühlen würde. Und so zog ich meine Bahnen. Die ersten kamen mir sehr holprig vor. Ich brauchte einige Zeit, um mich an die Schwimmtechnik zu erinnern und meine Züge auf die Bahnlängen auszurichten. Dann aber fand ich zunehmend meinen eigenen Rhythmus und glitt durch das Wasser.

Es stellte sich das altbekannte Gefühl ein des gleichmäßigen Fließens ein. Ich genoss es, den Strom des Wassers auf meiner Haut zu spüren und Atmung und Bewegung miteinander zu harmonisieren. Meine Achtsamkeit war sowohl auf mich selbst gerichtet als auch auf die anderen Badenden, die ab und an meinen Weg kreuzten. Ohne Widerstand und Anstrengung schwamm ich meine 50 Bahnen. Ich stieg beglückt aus dem Wasser und freute mich daran, dass ich so leicht an die lange zurückliegende Erfahrung anknüpfen konnte. Ich schnappte mir mein Handtuch und setzte mich an den Beckenrand. Eher zufällig fiel mein Blick auf die Uhr. Ich fing an zu rechnen und registrierte zu meinem Erstaunen, dass ich – völlig untrainiert nach 30 Jahren – an alte Bestzeiten angeknüpft hatte! 

Ich rechnete mehrfach nach und kam stets zum gleichen Ergebnis. Schließlich ging ich zum Bademeister und erkundigte mich nach der Bahnlänge – vielleicht war sie doch kürzer als ich dachte?! Nein, sie maß tatsächlich 25 Meter. 40 geschwommene Bahnen ergaben also 1.000 Meter. Ich brauchte einige Minuten, um mein Erstaunen zu verarbeiten. Was war hier geschehen? Ich hatte weder das ausdrückliche Ziel „schneller und besser“ verfolgt noch hatte ich mich übermäßig verausgabt. Vielmehr war ich kontinuierlich meinem eigenen Rhythmus gefolgt und hatte dabei meine Aufmerksamkeit auf mich selbst und mein Umfeld zugleich fokussiert, um unbeschadet ans Tausend-Meter-Ziel zu gelangen.

Mit dieser Vorgehensweise war ich nicht nur unglaublich kräfteschonend sondern auch noch genauso schnell wie als trainierte, junge Frau geschwommen. Diese Erfahrung beendete für mich endgültig die weit verbreitete Annahme, dass ein exzellentes Ergebnis immer mit extremer Anstrengung verbunden sein muss. Vielmehr gelangte ich zu der Einsicht, dass es vollkommen ausreicht, die eigenen Bewegungen in dem mir eigenen, natürlichen Rhythmus auszuführen und mit dem Umfeld zu harmonisieren. 

Diese Erfahrung gab mir den Impuls, auch in meinem Alltag dem Flow-Gefühl zu folgen. Heute orientiere ich mich konsequenter als früher an meinen eigenen Möglichkeiten und beachte meine Grenzen. Dadurch empfinde ich einen größeren Einklang mit den Lebensrhythmen und der menschlichen Natur. Mein Leben ist leichter und selbstverständlicher geworden, vieles, um das ich früher hart kämpfen musste, geschieht scheinbar von allein. So gesehen leistet mein Schwimm-Erlebnis einen wertvollen Beitrag zu einem ausgewogenen Lebens- und Arbeitsstil.

Reflexion

  • Inwieweit folgen Sie Ihrem eigenen Lebensrhythmus?
  • In welchen Situationen erleben Sie ein Flow-Gefühl?
  • Wie können Sie diese Erfahrung (noch mehr) in Ihren Arbeitsalltag integrieren?

Buchtipp

Meine Ratgeber-Reihe „Have a break – Meine Yoga-Pause für den Job – Unterwegs – zu Hause“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert